Jugendgruppe vor der Jugendakademie zu Beginn der 1970iger Jahre

Geschichte

Die Jugendakademie Walberberg wurde 1964 durch die Dominikanische Frauengemeinschaft in Walberberg gegründet und dient seither als Bildungs- und Begegnungsstätte für Jugendliche.

Seit über 60 Jahren setzt die Jugendakademie insbesondere Schwerpunkte in der politischen Bildung, der Persönlichkeitsentwicklung und der Umweltbildung. Junge Menschen kommen für Seminare, Workshops und Veranstaltungen in der Jugendakademie zusammen.

Auch Gastgruppen unterschiedlichster Arten nutzen das Haus. Die Jugendverbände des BDKJ, gemeindliche Gruppen Initiativen und Verbände schätzen gleicherweise die besondere Atmosphäre im Haus und unser Außengelände.

Grundlagen

Das Fundament der Jugendakademie basiert auf einem christlichen Verständnis des Miteinanders, das auf Toleranz, Respekt, ein friedliches Miteinander, Einhaltung der Menschenrechte und auf christliche Werte basiert. Dieses wertebasierte Handeln prägt das pädagogische Konzept und das Zusammenleben in der Jugendakademie. Durch konkrete Taten und ein gelebtes Miteinander wird die Akademie zu einem Ort, an dem junge Menschen nicht nur lernen, sondern auch wachsen und sich als Teil einer größeren Gemeinschaft erleben können, die sich für eine gerechte, friedliche und nachhaltige Welt einsetzt.

Zentrale Werte der Jugendakademie Walberberg:

  • Nächstenliebe: Die Akademie legt großen Wert auf den Grundsatz der Nächstenliebe. Jeder Mensch wird hier respektvoll und wertschätzend behandelt, unabhängig von Herkunft, Religion oder sozialem Hintergrund. Nächstenliebe zeigt sich in konkreten Projekten, wie der Unterstützung sozial benachteiligter Jugendlicher und der Förderung von Solidarität und Gemeinschaft. Wir leben Vielfalt mit allen Menschen unabhängig von Herkunft, Kultur oder Lebensgeschichte und verstehen diese Vielfalt als eine Bereicherung die Gemeinschaft stärkt und zum Gemeinwohl beiträgt.
  • Gerechtigkeit: Die Akademie möchte ein Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit schaffen und den jungen Menschen vermitteln, dass sie Verantwortung für die Gesellschaft tragen. Seminare und Workshops behandeln Themen wie soziale Gerechtigkeit, fairer Umgang miteinander und der Kampf gegen Ungleichheit. Projekte setzen sich für benachteiligte Gruppen ein und tragen zu einer gerechteren Gesellschaft bei.
  • Frieden: Der Frieden steht im Mittelpunkt der Arbeit der Akademie. Junge Menschen lernen, Konflikte friedlich zu lösen und Brücken zwischen verschiedenen Gruppen zu bauen. Internationale Austauschprogramme und interkulturelle Begegnungen fördern den Dialog und das Verständnis, um den Frieden auf allen Ebenen zu stärken.
  • Ökologische und soziale Verantwortung: Die Akademie setzt sich aktiv für den Schutz der Umwelt und für mehr Klimagerechtigkeit ein. Ökologische Bildungsprojekte, das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und umweltfreundliche Maßnahmen auf dem Akademiegelände sind Beispiele für dieses Engagement.
  • Gemeinschaft: Gemeinschaft ist ein zentraler Wert der Akademie. Es wird ein Umfeld geschaffen, in dem sich alle willkommen fühlen und als Teil einer großen Gemeinschaft erleben können. In Seminaren und im täglichen Miteinander wird der Wert der Gemeinschaft durch Kooperation, Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung gestärkt.

Die Jugendakademie Walberberg ist mehr als nur ein Ort der Bildung – sie ist ein lebendiger Ausdruck menschlicher Werte, die im täglichen Leben und Handeln der Gemeinschaft sichtbar werden. Diese Werte sind das Herzstück der Akademie und bieten den jungen Menschen nicht nur Orientierung, sondern auch die Möglichkeit, aktiv zur Gestaltung einer gerechteren und friedlicheren Welt beizutragen.

In der Jugendakademie gehen Lernen und Wachsen Hand in Hand – mit dem Ziel, junge Menschen zu verantwortungsvollen und engagierten Mitgliedern einer weltweiten Gemeinschaft zu machen.

Festgeschieben sind die christlichen Werte in der Präambel (Link einfügen) des Trägervereins.

Die politische Geschichte der Jugendakademie Walberberg ist eng mit ihrer Gründung und ihrem fortwährenden Engagement für politische Bildung verbunden. Seit ihrer Entstehung im Jahr 1964 verfolgt die Akademie eine klare Vision: Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Entwicklung zu stärken, mündige, kritisch denkende Bürger*innen zu werden, die sich aktiv in gesellschaftliche und politische Prozesse einbringen.

Gründung und politische Ausrichtung: Die Jugendakademie Walberberg wurde 1964 von Menschen gegründet, die das Elend der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, den Krieg, den Rassenhass und das millionenfache Morden an Juden, Roma, Homosexuellen und Regimegegner*innen hautnah miterlebt haben. Die Bemühung um die Versöhnung ehemals verfeindeter Nationen und die Suche nach Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen und der Völker wurde zu einem wesentlichen Ziel der Bildungsarbeit.

Entwicklung der politischen Bildungsprogramme: Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche und Diskussionen über Demokratie, Frieden und soziale Gerechtigkeit in den späten 70er-Jahren prägten neue Schwerpunkte in der pädagogischen Arbeit. In den 80er-Jahren beeinflusste dann die Jugendarbeitslosigkeit die thematische Ausrichtung und zum Ende hin waren die Wiedervereinigung und die Grenzöffnungen nach Osteuropa richtunggebend. Aus dieser Dynamik heraus bildeten sich erste internationale Jugendbegegnungen, die bis heute aus den Programmen der Jugendakademie nicht mehr wegzudenken sind. Seit ihren Anfängen entwickelt die Jugendakademie immer wieder neue Seminare, Workshops und Projekte, die sich mit zeitgemäßen politischen Themen auseinandersetzen.

Internationale Dimension: Mit der zunehmenden Globalisierung weitete die Jugendakademie ihre politische Bildungsarbeit auch auf internationale Themen aus. Seminare und Austauschprogramme, die sich mit europäischer Integration, globaler Gerechtigkeit und internationalen Beziehungen beschäftigen, wurden zu einem zentralen Bestandteil des Bildungsangebots. Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, insbesondere im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK), stärkte und stärkt bis heute den interkulturellen Austausch und die politische Bildung auf globaler Ebene. Langjährige Partnerschaften zu Akteuren der außerschulischen Bildung in ganz Europa prägen das internationale Netzwerk der Jugendakademie.

Engagement für Demokratie und Vielfalt: Die politische Geschichte der Akademie ist auch von einem starken Engagement für Demokratie und Vielfalt geprägt. In den 2000er-Jahren reagierte die Jugendakademie auf die gesellschaftlichen Herausforderungen von Populismus, Fremdenfeindlichkeit und politischer Radikalisierung. Programme zur Prävention von Extremismus und zur Förderung der Zivilcourage wurden entwickelt, um Jugendliche in ihrem Engagement für eine offene und demokratische Gesellschaft zu bestärken.

Aktuelle Entwicklungen: In den letzten Jahren hat die Jugendakademie Walberberg ihre politische Bildungsarbeit noch breiter aufgestellt und an aktuelle Herausforderungen angepasst. Themen wie Klimagerechtigkeit, Flucht und Integration, Demokratie lernen und die Stärkung junger Menschen in politischen Entscheidungsprozessen stehen nun im Vordergrund. Die Akademie versteht sich als Ort, an dem junge Menschen nicht nur politische Inhalte vermittelt bekommen, sondern auch ermutigt werden, selbst aktiv zu werden und ihre gesellschaftliche Rolle kritisch zu reflektieren.

Durch ihre kontinuierliche politische Bildungsarbeit hat die Jugendakademie Walberberg in den letzten Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Demokratie und zur politischen Bildung in Deutschland und darüber hinaus geleistet.

Internationale Arbeit in der Jugendakademie Walberberg hat sie seit ihrer Gründung zu einem lebendigen Zentrum für internationale Bildungsarbeit gemacht. Ihre besondere Lage zwischen Köln und Bonn erleichtert es, Jugendliche aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Internationale Begegnungen und Austauschprogramme spielen in der Jugendakademie eine zentrale Rolle, um junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern – sowohl auf persönlicher, als auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Vielfalt erleben und verstehen: Ein Herzstück der internationalen Arbeit der Jugendakademie Walberberg sind die vielfältigen Begegnungsprogramme, die Jugendliche aus verschiedenen Ländern zusammenführen. Diese Programme bieten eine einzigartige Gelegenheit, andere Länder kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und eine gemeinsame Basis für gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Die Jugendakademie organisiert regelmäßig internationale Jugendbegegnungen, bei denen Teilnehmer*innen in einem intensiven Austausch über soziale, kulturelle und politische Themen stehen. Diese Begegnungen fördern nicht nur ein friedliches und respektvolles Miteinander, sondern auch die Fähigkeit, global zu denken und dieses Wissen mit lokalem Handeln zu verknüpfen. Jugendliche lernen, globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder soziale Ungleichheit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Engagement über Grenzen hinweg: Ein weiterer Schwerpunkt der internationalen Arbeit ist die Beteiligung am Europäischen Solidaritätskorps (ESK). Diese Initiative der Europäischen Union ermöglicht es jungen Menschen, sich in sozialen Projekten im europäischen Ausland zu engagieren. Teilnehmende des ESK haben die Möglichkeit, in verschiedenen Ländern zu arbeiten und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig empfängt die Akademie selbst Freiwillige aus ganz Europa, die ihre kulturellen Hintergründe und Ideen beim Einführungstraining (EFT) oder Mid-Term-Meeting (MTM) einbringen und austauschen. Diese interkulturelle Zusammenarbeit bereichert nicht nur die Bildungsangebote, sondern stärkt auch das Verständnis und die Solidarität innerhalb Europas.

Bildung für eine globale Gesellschaft: Die Jugendakademie Walberberg sieht sich als Brücke zwischen Gruppen aus unterschiedlichen Kontexten und als Ort, an dem globale Themen auf lokaler Ebene diskutiert werden können. In ihren internationalen Bildungsseminaren greift die Akademie aktuelle globale Herausforderungen auf und vermittelt den Teilnehmer*innen Wissen und Kompetenzen, die in einer globalisierten Welt zunehmend wichtig sind. Themen wie Menschenrechte, Frieden, nachhaltige Entwicklung und globale Gerechtigkeit stehen dabei im Mittelpunkt.

Diese Bildungsangebote zielen darauf ab, junge Menschen zu befähigen, als verantwortungsbewusste Weltbürger*innen zu agieren. Sie lernen, wie sie sich in internationalen Kontexten zurechtfinden, kulturelle Unterschiede respektieren und sich aktiv an der Gestaltung einer gerechten und friedlichen Welt beteiligen können.

Internationale Netzwerke und Partnerschaften: Ein wesentlicher Bestandteil der internationalen Arbeit der Jugendakademie Walberberg ist die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen. Diese Partnerschaften ermöglichen den Austausch bewährter Praktiken, die gemeinsame Entwicklung von Projekten und die Schaffung neuer Lernmöglichkeiten für Jugendliche.

Zukunftsperspektiven: Die Jugendakademie Walberberg wird auch in Zukunft ihre internationale Arbeit weiter ausbauen und neue Wege für den globalen Austausch erschließen. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Themen wie Migration, Klimawandel und digitaler Globalisierung ist die Akademie bestrebt, ihre Bildungsprogramme ständig weiterzuentwickeln und den Bedürfnissen einer globalen Jugend gerecht zu werden.

Die ökologische Geschichte der Jugendakademie Walberberg ist geprägt von einem stetigen Engagement für Umweltbildung, Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein. Seit ihrer Gründung hat die Akademie ökologische Themen fest in ihr Bildungsprogramm integriert und sich zu einem Vorreiter für Umweltbildung im außerschulischen Bereich entwickelt.

Frühe Jahre und erste Schritte: In den 1990er-Jahren, als ökologische Themen zunehmend ins öffentliche Bewusstsein rückten, begann die Jugendakademie Walberberg, Umweltbildung in ihre Programme aufzunehmen. Diese frühen Bemühungen konzentrierten sich auf die Vermittlung grundlegender Kenntnisse über Natur- und Umweltschutz, insbesondere im Rahmen von Seminaren und Workshops für Jugendliche. Die Akademie erkannte früh die Bedeutung, junge Menschen für den Schutz der Umwelt zu sensibilisieren und ihnen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, um aktiv an nachhaltigen Lösungen mitzuwirken.

Einrichtung ökologischer Projekte: Mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit entwickelte die Akademie in den 2000er-Jahren konkrete ökologische Projekte auf ihrem weitläufigen Außengelände. Es wurden Biotope angelegt, Hochbeete errichtet und eine Seilgartenanlage integriert, die nicht nur als Freizeitangebot, sondern auch als Lernort für ökologische Bildung diente. Diese Projekte boten den Jugendlichen praktische Erfahrungen und die Möglichkeit, das Gelernte direkt umzusetzen.

Förderung des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ): Ein weiterer wichtiger Schritt in der ökologischen Geschichte der Akademie war die Einführung des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) im Jahr 2012. Dieses Programm ermöglichte es jungen Menschen, ein Jahr lang intensiv an ökologischen Projekten zu arbeiten, eigene Initiativen zu entwickeln und die Umweltbildung der Akademie aktiv zu unterstützen. Das FÖJ stärkte nicht nur das ökologische Profil der Akademie, sondern bot auch den Teilnehmenden eine wertvolle Möglichkeit, ihre Kenntnisse und ihr Engagement für den Umweltschutz zu vertiefen.

Nachhaltigkeit im Alltag: Die Akademie hat sich auch der Herausforderung gestellt, den Betrieb des Hauses so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Dies umfasste Maßnahmen zur Energieeinsparung, wie die Nutzung erneuerbarer Energien, sowie die Einführung von Recycling- und Müllvermeidungsstrategien. Diese praktischen Ansätze wurden auch in die Bildungsprogramme integriert, um den Teilnehmenden zu zeigen, wie Nachhaltigkeit im Alltag umgesetzt werden kann. So wurde auch das Essensangebot der Jugendakademie angepasst und ist mit den Jahren immer nachhaltiger geworden. Im Jahr 2018 erhielt die Jugendakademie zudem die Auszeichnung „Grüner Hahn“ durch die Stabsstelle Umweltmanagement des Erzbistums Köln.

Umweltbildung als Querschnittsthema: Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Umweltbildung zu einem zentralen Bestandteil des Bildungsangebots der Jugendakademie Walberberg. Neben klassischen Seminaren wurden spezialisierte Bildungsangebote wie die „Ausbildung zum Klimabotschafter“ eingeführt, die junge Menschen gezielt auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereiten sollten. Diese Programme haben das ökologische Bewusstsein vieler Jugendlicher geschärft und sie dazu inspiriert, auch privat aktiv zu werden.

Zukunftsperspektiven: Ökologische Themen sind ein zentraler Bestandteil des Handelns in der Jugendakademie Walberberg und werden dies auch zukünftig bleiben. Durch ihre vielfältigen Programme und Projekte hat die Akademie unzählige junge Menschen inspiriert und befähigt, sich aktiv für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Dabei geht es nicht mehr nur um ökologische Themen, sondern auch um ein Verständnis der Nachhaltigkeit im Sinne eine sozial-ökologischen Transformation, die auch soziale Aspekte einbezieht. Das gilt es auch in Zukunft zu bewahren und zu verstetigen.

Die ökologische Geschichte der Jugendakademie Walberberg ist ein Beispiel für das langjährige Engagement einer Bildungseinrichtung, die sich dem Schutz der Umwelt und der Förderung ökologischen und sozialen Bewusstseins zum Auftrag gemacht hat.

Prägende Personen

Stephan Pfürtner, geboren 1922 in Danzig und 2012 in Marburg verstorben, war ein bedeutender Mitbegründer und erster Leiter der Jugendakademie Walberberg. Als Prior des Dominikanerklosters Walberberg leitete er die „Dominikanische Frauengemeinschaft“, eine Gruppe engagierter Laien, die die Vision hatte, die Kirche für die Welt zu öffnen und ein Bildungshaus für Jugendliche zu schaffen. Diese Gemeinschaft gründete die Trägergruppe der Jugendakademie, die seit 1974 als „Jugendakademie Walberberg e.V.“ organisiert ist.

1964 legte Pfürtner den Grundstein für die ersten Gebäude der Akademie. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Akademie zu einem wichtigen Zentrum für außerschulische und religiöse Jugendbildung sowie für Tagungen, die sich an Jugendliche und Multiplikatoren richteten. Als er 1966 einen theologischen Lehrstuhl an der Universität Freiburg in der Schweiz annahm, musste er die Leitung der Akademie abgeben. Ab 1969 übernahmen Alexander Groß, Christa Fußhöller und Pater Hermann Welter die Führung.

Für seinen Einsatz zur Rettung jüdischer Frauen aus dem KZ Stutthof während des Zweiten Weltkriegs wurde Pfürtner 2012 vom Staat Israel als „Gerechter der Völker“ geehrt. Sein Buch „Kirche und Sexualität“ aus dem Jahr 1972 führte zu einem Konflikt mit der katholischen Kirche, da er für Eigenverantwortung und Gewissensfreiheit in Fragen der Verhütung und Partnerschaft eintrat. Dies führte 1974 zum Entzug seiner kirchlichen Lehrerlaubnis.

Pfürtner prägte die Ausrichtung der Jugendakademie nachhaltig. Er formulierte die zentralen Leitsätze der Akademie, die sich der Förderung einer Friedensordnung und einer christlichen Weltoffenheit verschrieben hat. Trotz der räumlichen Distanz blieb er bis zu seinem Tod ein engagierter und mutiger Berater der Akademie. Sein Plädoyer, die Jugendakademie trotz des Rückzugs des Erzbistums Kölns als unabhängige „Jugendbildungsstätte im Erzbistum Köln“ zu erhalten, hat die zukünftigen Entscheidungen der Trägergruppe maßgeblich beeinflusst.

1931 geboren, Sohn von Nikolaus Groß, einem christlichen Gewerkschafter aus Köln, der während des Naziregimes wegen seines Widerstands hingerichtet wurde.

1969 trat er die Nachfolge von Stephan Pfürtner an und übernahm die pädagogische Gesamtleitung sowie die Geschäftsführung des Trägervereins der Jugendakademie, der 1973 gegründet wurde.

Unter seiner Führung wurde die Jugendakademie zu einem einzigartigen Ort der Bildung, der sich der Gestaltung einer europäischen Friedensordnung verschrieb, geprägt durch die schmerzhaften Lehren aus der faschistischen Herrschaft. Die Akademie entwickelte ein Bildungsprogramm, das Internationalität, die europäische Perspektive, und die Integration der Impulse des 2. Vatikanischen Konzils sowie der „Theologie der Befreiung“ und der neuen sozialen Bewegungen vereinte.

Ein besonderes Anliegen war ihm, auch benachteiligten und bildungsfernen Jugendlichen Zugang zu außerschulischen Bildungsoptionen und Seminaren zu ermöglichen, was der Akademie fast ein Alleinstellungsmerkmal unter den kirchlichen Jugendbildungshäusern verlieh.

Die Sicherung der Existenz und das Wachstum der Jugendakademie verlangten von ihm einen beständigen Einsatz für verlässliche öffentliche Finanzierungsmittel sowie das Ringen um die Eigenständigkeit des Hauses innerhalb der finanziellen und programmatischen Strukturen des Erzbistums Köln. Das Erzbistum war bis 2004 als „geborenes Mitglied“ im Vorstand des Trägervereins vertreten.

Als pädagogischer Leiter und Geschäftsführer setzte er sich über 23 Jahre hinweg unermüdlich für die Unabhängigkeit und den kritischen Geist der Akademie ein. Er förderte ein Bildungsprogramm, das sowohl jugendnah als auch zeitgemäß war, und dass die Persönlichkeitsbildung mit politischer und religiöser Bildung verband, selbst für Jugendliche, die der Kirche fernstanden. Seine Vision einer handlungsorientierten Pädagogik prägte das Haus und gab vielen jungen Menschen eine Stimme und Perspektive.

Christa Fußhöller, geboren 1939 und ausgebildete Sozialarbeiterin, trat 1961 der Dominikanischen Frauengemeinschaft bei, die vom Kloster Walberberg aus die visionäre Idee einer Jugendbildungsstätte entwickelte und schließlich den Bau der Jugendakademie plante und verwirklichte.

Als der Tagungsbetrieb der Akademie wuchs, übernahm Christa Fußhöller 1966 „vorläufig“ die Verwaltungsaufgaben. Diese Aufgabe sollte sie jedoch nicht mehr loslassen, und so blieb sie für beeindruckende 33 Jahre als klassische „Hausleiterin“ in der Jugendakademie tätig. Bis 1997 wohnte sie sogar in der Akademie und wurde dadurch zu einem festen Bestandteil des Hauses. Sie war nicht nur Mitglied im Leitungsteam des Trägervereins seit dessen Gründung 1973, sondern auch eine zentrale Figur, die sich um die Personalführung, die Belegung des Hauses und die Versorgung der Gäste durch das Hauswirtschaftsteam kümmerte.

Für alle Gäste der Jugendakademie, insbesondere für die regelmäßig anreisenden Lehrer*innen und Gruppenleiter*innen, war Christa Fußhöller die unverzichtbare Ansprechpartnerin und das „Gesicht“ des Hauses. Mit ihrer warmherzigen und zugewandten Art sorgte sie dafür, dass sich jeder Gast willkommen fühlte und die Arbeit des gesamten Teams in einer angenehmen und einladenden Atmosphäre aufging.

Als sie 1999 in den wohlverdienten Ruhestand trat, endete in der Jugendakademie eine Ära. Das von ihr gelebte Modell der „Hausleitung“, das lange Zeit eine tragende Säule in kirchlichen Tagungshäusern war, fand in ihr eine Vorbildfunktion.

Christa Fußhöller hinterließ eine bleibende Spur in der Geschichte der Jugendakademie, die bis heute spürbar ist.

Auch als Rentnerin ist Christa Fußhöller dem Haus weiter verbunden, sie ist Mitglied im Trägerverein und regelmäßig Gast bei unterschiedlichen Veranstaltungen.

31 Jahre lang wurde die Jugendakademie Walberberg von Reinhard Griep als Gesamtleitung maßgeblich weiterentwickelt (1992 – 2023). In diesem Zeitraum hat sich die Jugendakademie zu einem anerkannten Ort außerschulischer politischer Jugendbildung etabliert.

Reinhard Griep hat insbesondere moderne pädagogische Ansätze integriert und neue Themenfelder wie politische Bildung, Umweltbildung, diversitätsbewusste Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung eingeführt, welche heute unsere zentralen Säulen der Akademie sind.

Internationale Partnerschaften wurden durch Reinhard Griep aufgebaut und belastbare Strukturen aufgebaut. Unter seiner Führung wurden Austauschprogramme und internationale Begegnungen ein fester Bestandteil im Jahresprogramm der Jugendakademie. Insbesondere Begegnungen mit Bosnischen Jugendlichen begleitete Reinhard Griep über viele Jahre, wodurch auch persönliche Beziehungen entstanden.

Während seiner Amtszeit sorgte Reinhard Griep stets für die Erweiterung der räumlichen und technischen Ausstattung der Akademie. Dies umfasste die Modernisierung der Seminarräume, den Ausbau des Außengeländes, der Bau des Europahauses und des Westflügels sowie die Einrichtung von Kletterwand, Hoch- und Niedrigseilgarten.

Belastbare Strukturen aus Kooperationspartnern, Bildungseinrichtungen und Förderorganisationen sind auch heute noch das Ergebnis seiner (grundlegenden) Netzwerkarbeit unserer Jugendakademie. Auch heute noch tragen diese Netzwerke dazu bei, die Reichweite und die Wirkung der Bildungsarbeit der Akademie zu steigern.

Reinhard Griep war schon früh ein starker Verfechter der Umweltbildung und setzte sich von Anfang an für die Integration von Nachhaltigkeitsthemen in Bildungsprogrammen ein. Mit der Ausbildung zum Klimabotschafter entwickelte er ein Seminarformat, welches ein fester Bestandteil der Jugendakademie ist. Sein Engagement ist nicht nur in unseren Bildungsangeboten sichtbar, sondern hat auch Spuren auf unserem Gelände und in unseren Gebäuden hinterlassen. Zahlreiche ökologische Projekte und Initiativen konnten ihre Ideen im naturnahen Gelände verwirklichen; Solarenergie und Fotovoltaik wurden schon Anfang der 2000er Jahre genutzt und auch der Wirtschaftsbetrieb wurde nachhaltig umgebaut.

Durch diese besonderen Leistungen hinterlässt Reinhard Griep ein nachhaltiges Erbe, das die Jugendakademie Walberberg auch in Zukunft prägen wird. Seine Vision und sein Engagement haben die Akademie zu einem Ort gemacht, an dem junge Menschen in ihrer persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung gestärkt werden und ihr Interesse für gesellschaftliche Fragen geweckt wird.